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Die dreißiger Jahre

1929 trat Herr Rechtsanwalt Dr. Alfred Heynen in die Sozietät ein. Nach dem Tode des Herrn Dr. Klée-Gobert im April 1933 bestand die Sozietät nur noch aus dem Herren Dr. Schlüter und Dr. Heynen.

Herr Dr. Heynen war im Wesentlichen zivilrechtlich tätig. Besondere Schwerpunkte seiner Tätigkeit waren das Gesellschafts- und das Wirtschaftsrecht. Insbesondere hatte er mit Speditions- und Binnenschifffahrtssachen zu tun. Hamburg war seinerzeit nämlich zentraler Binnenschifffahrtsplatz in Norddeutschland. Es herrschte damals ein lebhafter Binnenschifffahrtsverkehr auf der Elbe nach Mittel- und Ostdeutschland und insbesondere auch in die damalige Tschechoslowakei, die in Hamburg einen eigenen Binnenschiffshafen betrieb.

Nach dem 2. Weltkrieg und der Etablierung der DDR wurde der Binnenschiffsverkehr auf der Elbe massiv erschwert mit der Folge, dass führender deutscher Binnenschifffahrtsplatz Duisburg wurde. Dies wirke sich gravierend auch auf die Klientel von Herrn Dr. Heynen aus, dessen Tätigkeitsschwerpunkte sich mehr und mehr auf das Speditions- und auf das Gesellschaftsrecht verlagerten.

Herr Dr. Heynen hatte in seiner Jugend aktiv als Amateur Fußball bei ETV Eimsbüttel gespielt. Er war dadurch in ganz Deutschland, insbesondere aber in Norddeutschland, bekannt geworden. Dem ETV blieb Herr Dr. Heynen bis zu seinem Tode treu. Aus seiner sportlichen Tätigkeit war Dr. Heynen bekannt mit allen damaligen "Fußballgrößen", so zum Beispiel auch mit dem gleichaltrigen Vater von Uwe Seeler, Erwin Seeler. Dieser war ebenso wie sein Sohn ein auch international bekannter und geschätzter Fußballspieler. Von Beruf war er Ewerführer. Herr Dr. Radischat konnte sich noch daran erinnern, wie sich Herr Dr. Heynen und Vater Seeler in den 30-er Jahren herzlich begrüßten, wenn Vater Seeler seine Schute unter der Reesendammbrücke hindurchstakte. Die Kanzlei befand sich seinerzeit in unmittelbarer Nähe der Brücke, nämlich Ecke Jungfernstieg und Alsterarkaden. Das Haus wurde im Kriege durch Bomben schwer beschädigt. Die Kanzleiräume wurden völlig zerstört.

Herr Dr. Hans Radischat, geboren am 20. Dezember 1912 in Hamburg, von dem die Angaben in dieser Chronik ganz wesentlich stammen, wurde 1939 nach bestandenem Assessorexamen in die damals nur noch aus den Herren Dr. Schlüter und Dr. Heynen bestehende Sozietät aufgenommen. Die Zusage, ihn nach abgelegtem Examen als Sozius aufzunehmen, war Herrn Dr. Radischat schon im Jahre 1937 nach Absolvierung seiner Anwaltsstation gemacht worden. Neben den guten Leistungen und seinem liebenswürdigen Wesen dürfte dabei auch die Tatsache eine gewisse Rolle gespielt haben - so meinte er jedenfalls später -, dass er seine Verwaltungsstation als Referendar in der Konsularabteilung der Senatskanzlei absolviert hatte. Von dort war er an die Kanzlei empfohlen worden. Die Herren Sozien dürften sich von der Verbindung mit Herrn Dr. Radischat Kontakte zu diversen Konsulaten versprochen haben. Herr Dr. Radischat, der seit der Referendarzeit mit dem japanischen Konsul befreundet war, konnte solche Kontakte in der Folge auch tatsächlich intensivieren und für die Kanzlei nutzen. Er war bis ins hohe Alter hinein vielfältig international tätig, wobei insbesondere die Betreuung von japanischen Firmen hervorzubheben ist. Seine Reisetätigkeit legte davon beredtes Zeugnis ab.

Im Februar 1941 wurde Herr Dr. Radischat uk (unabkömmlich) gestellt und zum Dienst im Reichswirtschaftsminiterium einberufen. Von dort wurde er abgeordnet zur Regierung des Generalgouvernements, Hauptabteilung Wirtschaft. Durch seine Tätigkeit im Generalgouvernement erwarb er umfangreiche wirtschaftliche Kenntnisse. Im Jahr 1944 wurde Herr Dr. Radischat zum Regierungsrat auf Lebenszeit ernannt.

Bei Kriegsende gelang es Herrn Dr. Radischat, sowohl der russischen als auch der amerikanischen Kriegsgefangenschaft zu entgehen. Er kam Ende April 1945 über Oberschlesien, die Tschechoslowakei und Thüringen auf abenteuerlichen Wegen zurück nach Hamburg und fand hier, weil seine Wohnung ausgebombt war, im Hause seiner Schwiegereltern in Wellingsbüttel Aufnahme. Hier erlebte er den Einmarsch der englischen Besatzungstruppen am 04. Mai 1945.

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